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Ausstellung


Total View 全景: Sensing Sinicization

Die Dr. Eva Kahan Foundation freut sich, die Eröffnung der Ausstellung Total View: Sensing Sinicization im Kahan Art Space Vienna.

Total View ist ein interdisziplinäres Langzeit-Kunstprojekt, das im Jahr 2023 von den digitalen Medienkünstlern Ferdinand Doblhammer, Ulrich Formann und der Futile Corporation gegründet wurde. Das grundsätzliche Selbstverständnis von Total View ist eine enge Zusammenarbeit der Künstler mit Wissenschaftlern und Journalisten, um gemeinsam neue Formen investigativer Ansätze zu entwickeln.

Die Ausstellung Total View: Sensing Sinicization im Kahan Art Space Vienna ist die erste in einer Reihe von Ausstellungen, die das Potenzial von Technologien und Datenerfassungsmethoden zur Kontrolle des öffentlichen Raums erforschen, wobei der Schwerpunkt auf Assimilationsmaßnahmen und staatlicher Zensur in der Volksrepublik China liegt.

Das Projekt befasst sich mit dem fortschreitenden Prozess der Sinisierung in China und nutzt künstlerische Ansätze, um auf die eklatant zunehmenden und relativ schnellen Veränderungen der chinesischen Stadtlandschaft in den letzten fünf Jahren zu reagieren, die allesamt auf den Erfolg des Sinisierungsprozesses hindeuten. Sinisierung ist ein Begriff für eine Politik, die darauf abzielt, kulturelle Unterschiede und historische Traditionen verschiedener ethnischer, sprachlicher und religiöser Minderheiten in China auszulöschen. Das Projekt Total View: Sensing Sinicization beobachtet, erforscht und zeigt Veränderungen im Laufe der Zeit bei architektonischen Details, Geschäftsnamen, typografischen Objekten sowie religiösen und kulturellen Symbolen im öffentlichen Raum und verfolgt diese Veränderungen mit Hilfe von Algorithmen zur Mustererkennung in öffentlich zugänglichen Panoramastraßenansichten.

Die Ausstellungsbesucher sind eingeladen, sich auf die multisensorische Erfahrung dieser globalen Datenansammlungen und ihrer Verarbeitung auf einer entschleunigten und lokalisierten Ebene einzulassen. Die in der Installation verwendeten Landschaftsbilder stammen von Baidu, dem chinesischen Unternehmen, welches eine Sprachsuchplattform für Online-Informationen und Geschäftsdienste anbietet. Baidu Maps, das im Mittelpunkt von Total View: Sensing Sinicization steht, ist eine Anwendung und Technologie für Desktop- und mobile Kartendienste, die Satellitenbilder, Straßenkarten, Straßenansichten („Panorama“) und Innenansichten sowie Funktionen wie einen Routenplaner bereitstellt.

Durch die künstlerische (Fehl-)Verwendung der öffentlich zugänglichen Panoramafotos von Baidu Maps (vergleichbar mit Google Maps auf der anderen Seite der Welt) werden in der vorliegenden Ausstellung mehrere Aspekte der Vermessungstechnologie auf den Kopf gestellt und umgedreht, so dass dem Besucher ein ungewöhnlicher Zugang zum Datenraum von Baidu hinter den Bildschirmen geboten wird.

Die Panoramakamera, die auf (künftig selbstfahrenden) Autos montiert ist, die durch die chinesischen Stadt- und Landlandschaften fahren und diese immer wieder visuell aufnehmen, ist in der Mitte des Ausstellungsraums in umgekehrter Funktion installiert, nämlich als Projektor, der die von Baidu-Autos aufgenommenen Panoramabilder auf die Ausstellungswände projiziert. Die Panoramabilder sind mit einer digitalen Landkarte Chinas verbunden, die ihre genaue geografische Lage anzeigt. Das Baidu-Auto selbst, das idealerweise vor dem Kunstraum installiert ist, wurde seines Aufnahmegeräts beraubt und damit seiner Funktion beraubt. Außerdem ist der Stillstand genau das, was nicht sein Zweck sein sollte.

Um die Möglichkeit zu bieten, die zeitlichen Veränderungen in Ausschnitten der Panoramabilder chinesischer Stadtlandschaften präzise abzulesen, werden ausgewählte Bildausschnitte vergrößert und – vergleichbar in ihrer individuellen, von den vorbeifahrenden Baidu-Autos aufgezeichneten Zeitachse – als Einzelobjekte wie Bücher in einem Regal von vorne nach hinten und wieder zurück blätternd aufgestellt. Die Verlangsamung und Entschleunigung der Geschwindigkeit der Datenverarbeitung auf eine für die menschlichen Sinne wahrnehmbare Geschwindigkeit eröffnet dem Besucher somit einen weiteren Raum sowie Zeit zum Staunen, Nachdenken und Reflektieren.

 

Kuratiert wird die Ausstellung von Dr. Katharina Gsöllpointner, einer ausgebildeten Kommunikations-, Medien- und Kunsttheoretikerin mit besonderem Fokus auf das Crossover von Medienästhetik, digitalen Technologien und Kybernetik der Kunst. Seit 2019 ist sie Leiterin der Abteilung "International Programmes in Sustainable Developments" an der Universität für angewandte Kunst Wien, die sich zum Ziel gesetzt hat, neue Formen zukunftsorientierter universitärer Ausbildung zu erforschen und zu definieren, welche in enger Kooperation mit europäischen und außereuropäischen Universitäten und Institutionen inter- und transdisziplinäre Masterstudiengänge entwickelt und implementiert.

Von 1991 bis 1995 war Dr. Katharina Gsöllpointner Leiterin des Ars Electronica Festivals in Linz (mit Peter Weibel). Sie hat eine Reihe von inter- und transdisziplinären Forschungsprojekten zu Fragen der Medienästhetik und Medienkunst konzipiert, geleitet und durchgeführt. Wie z. B. „ÄSTHETISCHES KNOW-HOW. Sprache - Technologie - Medien' (2007-2009) oder 'Digitale Synästhesie' (2013-2016).

Dr. Katharina Gsöllpointner publiziert regelmäßig über Medien- und digitale Kunstgeschichte, Medienästhetik sowie zu Themen der Interdisziplinarität von Kunst und Wissenschaft.

 

Die Ausstellung Total View: Sensing Sinicization wird mit freundlicher Unterstützung des österreichischen Bundesministeriums für Kunst und Kultur realisiert.

 

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