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Ausstellung


SEASHORE
Richárd Matisz

Attila József: Hellsinn (detail), 1934

Wie Spaltholz, dicht gehäuft, so liegt
die Welt getürmt übereinander:
es drückt und drängt, umfasst und zwickt
und würgt das eine Ding das andre - 
jedes also determiniert.
Nur was nicht ist, hat reiche Sträucher.
Nur was wird, ist an Blumen reicher.
Grad das zerfällt, was existiert.
(Übersetzt von Daniel Muth)

Die Meeresküste, die auch der Titel der Ausstellung ist, bringt ein System der Interpretation in die Werke ein. Einerseits verweist sie auf die Meerestiere, die die Gemälde dominieren, und andererseits schafft sie eine metaphorische Interpretation zwischen den scharf abgegrenzten Trennlinien der Mosaikelemente und der Grenze der Küste. Die Küstenlinie ist eine Grenze, die Land- und Wasserleben trennt und miteinander verbindet. Eine Transitzone, wenn Sie so wollen. In diesem Sinne kann sie auch als Engpass in der Beziehung zwischen den beiden natürlichen Elementen Land und Wasser verstanden werden.

Die Hauptfrage der Gemälde in dieser Ausstellung lautet: Wo und wie (wenn überhaupt möglich oder notwendig) kann die Grenze zwischen Abstraktion und Figürlichkeit gezogen werden? Der aufregendste Paradigmenwechsel in der Malerei des 20. Jahrhunderts hat zahlreiche Künstler mit diesem Problem konfrontiert. Die Gemälde von SEASHORE stehen vor einem ähnlichen Dilemma: Der Künstler geht von materiellen Elementen aus, aber am Ende des Prozesses entsteht eine fragmentierte, komprimierte, abstrakte Komposition, die nur als Ganzes und nicht in ihren Details verstanden werden kann. Die Abstraktion in der Serie SEASHORE ist eine Fragmentierung von Erinnerungsbildern und Erinnerungen, die die Möglichkeit aufzeigen sollen, abstrakte Gefühle in einem konkreten materiellen Kontext zu artikulieren. So verschwimmt die scharfe Grenze zwischen Figuration und Abstraktion. 

Die Werke der Serie SEASHORE sind sowohl auf der Ebene der Komposition als auch in der physischen Struktur des Bildes dynamisch. So wie Francis Bacons Gemälde die Machtdynamik der Gesellschaft durch die Allegorie von Bewegung und Rhythmus darstellen, formulieren SEASHOREs Bilder eine ähnliche Dynamik im Kontext der Natur durch die künstliche Transformation der Bildstruktur. Die Serie wird von einer unendlichen Stille, einer nature morte, beherrscht, in der wiederum die aus der klassischen Malerei bekannte Stille durch die Zerlegung von Objekten der Stille in dynamische Bewegung umgewandelt wird. Die verstreute Anordnung spiegelt die zersetzte Vollkommenheit der Natur wider.

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